Systemische Bild-, Gestalt- & Traumatherapie (BGT)

Was ist das Besondere an „unserer“ BGT

Am Forum Gilching  bilden wir  –  Ute und Rudolf Schneider – seit September 2006 in einer Therapieform aus, die sich über Jahre hinweg in unseren  Ausbildungsseminaren entwickelt hat und viele bereits bekannte Richtungen der Psychologie und Psychotherapie in sich vereint. Wir haben ihr den Namen  Systemische Bild-, Gestalt- und Traumatherapie (Kurzform: BGT) gegeben. Warum wir diesen Namen gewählt haben, ist nachfolgender Kurzbeschreibung  zu entnehmen.

Elemente aus Philosophie, Psychologie und Psychotherapie, die sich in unserer BGT zu einer „Ganzheitlichen Psychotherapie“ verbunden haben

1. Gestalt-Psychologie: Der Begriff „Gestalt“ als philosophischer und psychologischer Begriff geht auf u.a. auf Max Wertheimer zurück, der in den Jahren 1910-1914 in Experimenten und wissenschaftlichen Beiträgen die Grundlagen der Gestaltpsychologie/Gestaltphilosophie erarbeitete. Wertheimer ging davon aus, dass jeder lebende Organismus nach Ganzheit strebt, genauer: nach einem „sinnvollen Ganzen“, das mehr ist „als die Summe seiner Teile“ (Aristoteles). Auf den Menschen übertragen bedeutet dies: unser Körper  ist mehr als die Summe seiner Glieder und Organe, unser Ich ist mehr als die Summe unserer einzelnen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen. In diesem Sinne von „Ganzheit“ verwenden wir den Begriff  „Gestalttherapie“ in unserer  ganzheitlichen  BGT: Sie soll den Menschen helfen, wieder  „ganz“ zu werden. Da Körper, Geist und Seele nach gestaltpsycho­logischer Vorstellung eine „untrennbare Einheit“ bilden, wirken sich seelische Verletzungen auch auf den Körper aus und umgekehrt.

2. Gestalt-Therapie nach Fritz Perls:  Der Psychotherapeut Fritz Pearls hat in seinem Buch „Gestalt Therapy“ (1951) die oben beschriebenen philoso­phischen und naturwissenschaft­lichen Vorstellungen von „Gestalt“ in seine therapeutische Arbeit integriert. Dabei kam er zu einer wichtigen Erkennt­nis: der Mensch wächst und entwickelt sich hin zum „Ganz-Sein“ im Kontakt mit seiner Umwelt. Wenn wir in Kontakt mit der Umwelt treten, machen wir neue Erfahrun­gen, die unsere Denkmuster und unser Verhalten verändern. Erfah­rungen machen wir allerdings nicht über unseren Verstand, sondern in erster Linie über unsere Sinne, über unsere Wahrnehmungen im Hier und Jetzt. Fritz Perls hat diese Er­kennt­nis mit einem berühmten Satz auf einen Nenner gebracht: „Get out of your head and come to your senses“ (Auf Deutsch in etwa: „Lass das Denken, komm zu deinen Sinnen“ = Sinneswahrnehmungen)

3. Ego-State Therapie nach John und Helen Watkins : Die Ego-State-Therapy geht davon aus, dass sich das „Ich“ eines Menschen aus verschiedenen Ich-Anteilen („ego states“) zusammen­setzt, von denen manche so abgespalten sind, dass wir sie nicht bewusst wahr­nehmen. Vor allem traumatisierte Kindan­teile führen in unserem Energiefeld häufig eine Art Eigenleben und stehen oft im Widerspruch zu den Gedanken, Gefühlen und Verhaltens­weisen des Erwachsenen-Ichs. Ähnlich wie bei der Ego-State-Therapie ist ein wichtiges Ziel unserer BGT, unbe­kannte Ich-Anteile ins Bewusstsein zu heben und sie nach Verarbeitung der zugrundeliegenden Trauma-Erfahrung in das „innere Team“, in die „innere Familie“ zu integrieren.

4. Traumatherapie/EMDR:  Viele unserer Kindanteile haben traumatische Erfahrungen ge­macht, für deren Verarbeitung wir u.a. auch Techniken des EMDR verwenden, die  in den Büchern von Francine Shapiro und Laurel Parnell beschrieben werden. Wenn wir z.B. im therapeutischen Prozess danach fragen, welche Emotionen und Körperempfindungen ein inneres Kind in einer belastenden Situation hatte und welche irrationalen Gedanken und Glaubenssätze noch bis in die Gegenwart weiter wirken (z.B. „Ich darf mich nicht wehren“ – „Ich bin völlig hilflos“), ist diese Vorgehensweise  dem EMDR-Standardprotokoll nach Francine Shapiro entlehnt.

5. Gesprächstherapie nach  Carl Rogers: Nach dem 2. Weltkrieg hat der Carl Rogers seine   Gesprächspsychotherapie als Gegenmodell zur Psychoanalyse  entwickelt. Neben den allseits bekannten Eigenschaften des Therapeuten (Empathie, Selbstkongruenz, Akzeptanz) ist bei  Rogers der Glaube an die Selbst­heilungskräfte des Einzelnen ein zentrales Element.  Ähnlich wie Rogers sind wir überzeugt davon, dass diese Selbstheilungskräfte sich nur  über  Erfahrungen mit der Umwelt ent­falten können.  Eigene Erfahrungen haben für Rogers die „höchste Autorität“: „Experience is, for me, the highest authority. No other person’s ideas, and none of my own ideas, are as authoritative as my experience“ (Frei übersetzt: “Erfahrung ist für mich die höchste Autorität. Keine Ideen eines anderen Menschen, auch keine meiner eigenen Vorstellungen sind so macht­voll und prägend wie die eigene Erfahrung”).

Unsere BGT (Ganzheitliche Bild-, Gestalt und Traumatherapie) in Kürze

1. Ähnlich wie die Gestaltpsychologie gehen wir von der Grundannahme aus, dass Körper, Geist und Seele eine untrennbare Einheit bilden. Wenn ein Anteil dieser Einheit nachhaltig verletzt oder belastet ist, wird der Mensch krank. Ziel unserer Therapie ist es deshalb, Verwundungen des Körpers und/oder der Seele zu heilen, damit  die betroffenen Menschen wieder zurück zur „Ganzheit“ finden.
2. Verwundungen der Seele entstehen oft in frühen Phasen unserer Entwicklung: In der Kindheit, im Baby- oder Säuglingsalter, manchmal sogar schon im Mutterleib oder bei der Geburt.  Häufig handelt es sich hierbei um Erlebnisse, die von den „inneren Kindern“ als Schock oder Trauma erlebt wurden.3. Ähnlich wie bei der Therapie einer PTBS im Erwachsenenalter verwenden wir für die Verarbeitung frühkindlicher Traumata Techniken des EMDR, die wir von unserer EMDR-Ausbildung nach Francine Shapiro übernommen haben: Fragen nach Körpergefühl und Emotionen zum Beispiel,  oder das Erspüren von  negativen Glaubensätzen, die in frühen Phasen der seelischen Entwicklung geprägt wurden und in aktuellen Lebenssituationen oft flashbackartig reaktiviert werden. In unserer ganzheitlichen Bild-, Gestalt- und TRAUMATHERAPIE versuchen wir, die Ursache für belastende Verhaltensmuster der Gegenwart aufzuspüren und dort zu verarbeiten, wo die damit verknüpften Gedanken, Emotionen und Körperempfindungen entstanden sind.
4. Extrem wichtig hierbei ist es, dass wir therapeutisch mit der richtigen Person arbeiten, denn die irrationalen Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen gehören in den meisten Fällen nicht zu dem Ich von heu­te, sondern zu einem inneren Kind, das evtl. Gewalt, Vernachlässigung, Missbrauch oder den frühen Tod eines geliebten Menschen erlebt hat. Am Ende der Verarbeitung steht dann oft die Erkenntnis eines inneren Kindes: „Es war schlimm, aber heute lebe ich nicht mehr in der Situation von damals, das alles ist heute vorbei!“
5. Aus der Traumaforschung wissen wir überdies , dass bei einem Schock oder einem belastenden Ereignis Teile unserer Lebensenergie zu unserem Schutz weggehen. Die Griechen nannten diese Lebensenergie Psyche = Seele. Ziel unserer ganzheitlichen „PSYCHO“-Therapie ist es unter anderem, unsere weggegangenen „Seelenanteile“ zu­rückzuholen und auf diese Weise unsere „Psyche“, unsere Lebensenergie, unsere Lebenskraft wieder „ganz“ werden zu lassen.—
6. Um leichter in das Wahrnehmen zu gehen, verwenden wir Zeichnungen: Einfache Strichmännchen, manchmal auch Symbole aus dem katathymen Bilderleben, z.B. Baum, Blume oder Haus. Der Klient legt die Hand auf das Bild, er­spürt mit dem eigenen Körper, wie es dem Männchen, dem Baum, der Blume geht und malt seine Gefüh­le und Körperempfindungen farbig hinein. Dieses Erspüren von Gefühlen und Körperempfindungen über einfache Bilder ist ein zentrales Merkmal unserer ganzheitlichen BILD-, Gestalt- und Traumatherapie (BGT).
7. Strichmännchen sind auch ein wichtiges Instrument beim Aufspüren  innerer Kindanteile, die – wie oben beschrieben – oft das Denken und Fühlen des Erwachsenen-Ichs überlagern und den Menschen im Hier und Jetzt auf eine Weise reagieren lassen, als sei er noch ein Säugling, Baby, Kind oder Teenager.  Der Klient zeichnet hierbei eine aktuelle Problemsituation, malt in das Strichmännchen von heute alle hierbei auftauchenden negativen Emotionen und Körperempfindungen farbig hinein und lässt sich über diese Problemfarben in eine Situation aus der Kindheit tragen, in der eins seiner  inneren Kinder so gedacht und gefühlt hat wie der Erwachsene von heute. In manchen Fällen geht die „Reise“ weit, weit zurück: in das Säuglings- und Babyalter, in die Geburt oder in den Mutterleib, wo der Embryo oder Foetus noch weitgehend eins mit der Mutter war und ihre Gefühle, Gedanken und körperlichen Befindlichkeiten am eigenen Leib gespürt hat.8. Anders als in der Gesprächstherapie nach Rogers redet der Therapeut bei uns wenig. Ähnlich wie in der EMDR-Therapie ist seine Standard­frage meist: „Was kannst du wahrnehmen?“ bzw. „Was hat sich verändert?“ Oder, wenn der Klient über seine Wahrnehmun­gen spricht: „Bleib dabei“, “Nimm es wahr“, „Ist gut so. Die Gefühle dürfen jetzt sein.“ – Wenn der Klient beginnt, nach Erklärungen zu suchen, sagt der Therapeut einfach nur: „Ist in Ordnung so, aber jetzt komm zurück zu deinem Bild…leg nochmals die Hand auf das Männ­chen/ den Baum/die Blume… Wie geht es ihm/ihr? Was sonst noch kannst du wahrnehmen?“

Das sind zusammengefasst die zentralen Merkmale unserer BGT. In einem weiteren Beitrag werde ich anhand eines typischen Beispiels beschreiben, wie Techniken der Trauma-therapie, Innere-Kind-Arbeit und Spiritualität in Verbindung mit einfachen Bildern sich in unserer „Ganzheitlichen Bild-, Gestalt- und Traumatherapie“ zu einem harmonischen Ganzen verbunden haben.

Wer sich für unsere BGT-Ausbildung interessiert: Weitere Infos findet Ihr unter
https://www.forum-gilching.de/ausbildung/bild-gestalt-und-traumatherapie.html

Bild unten: Ute Schneider als Supervisorin in der BGT-Ausbildung

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